«Harry ist ein Schelm und ein Draufgänger»
Scheidungskind, der Verlust
seiner Mutter, bösartige Gerüchte, dass Reitlehrer Hewitt sein
richtiger Vater sei: Prinz Harry von England hat in seinem jungen Leben
schon viele Schicksalsschläge erlitten. Trotzdem ist er zu einem fröhlichen
Teenager herangewachsen, der das Lachen nicht verlernt hat.
EIN BILD AUS GLÜCKLICHEN TAGEN. Der kleine Harry war Mama Dianas ein und alles. |
Er ist in die Höhe geschossen. Nicht
ganz so gross wie sein Bruder William. aber zu seinem Vater, Prinz Charles,
50, muss er nicht mehr hochschauen. Harry, der pfiffige, sommersprossige
Rotschopf aus dem englischen Königshaus, wird 15 und ist zu einem
flotten Burschen herangewachsen. «William ist nachdenklich und zurückhaltend»,
beschreiben Hofangestellte den alteren der beiden Prinzen, «Harry
dagegen ein Schelm und ein Draufgänger.»
EIN GANZ NORMALER JUNGE.
Englands Prinz Harry schwärmt für die Spice Girls, zog auch schon mal verbotenerweise an einer Zigarette und ist äusserst sportlich |
Kein Vergleich mehr zu jenem schüchternen, verstorten Buben, der vor zwei Jahren todtraurig hinter dem Sarg seiner Mutter Diana die Welt zu Tränen rührte. Verzweifelt sei Harry damals tagelang in seinem Zimmer gesessen. Habe sich in den Schlaf geweint und in der Schule kein Interesse mehr gezeigt.
Es war sein Vater, der seinen jüngsten Sohn behutsam aus seiner Lethargie und Traurigkeit herausgeführt hat. Vier Monate nach Dianas Tod. Ende 1997, nahm Charles ihn auf eine Reise nach Südafrika mit. Brachte ihn dort mit seiner Lieblingsgruppe, den Spice Girls, zusammen. In Swasiland dann, als Charles mit Speer und Schild bei einem Zulufest mittanzte, sah man den Jungen erstmals wieder lachen. Im Juni 1998 durfte Harry seinen Daddy an die Fussball-WM nach Paris zum Spiel England-Kolumbien begleiten, diesen Sommer nahmen Charles und Freundin Camilla Parker-Bowles, 51, ihn mit in die Ferien nach Griechenland.
Harry und Charles. Zwei, die sich ausgezeichnet verstehen und vieles gemeinsam haben. Beide sind leidenschaftliche Skifahrer, schiessen Tontauben. Aber ihre ganz grosse Liebe gilt dem Polospiel. «Harry vergöttert seinen Vater», wissen
Nahestehende der Royals, was Charles auch Diana zu verdanken hat. Sie wollte, dass ihre Buben die Scheidung möglichst ohne Schaden überstehen: «Ihr müsst euren Daddy genauso lieben wie vorher», erklärte sie ihnen immer wieder.
Schlimm, dass gerade jetzt Gerüchte wiederaufgeflammt sind. Gerüchte, dass Harry gar nicht Charles' Sohn sei, sondern aus der Liasion seiner Mutter mit Reitlehrer James Hewitt, 41, stamme. Die roten Haare, die Sommersprossen und die Form des Kinns - eindeutige Beweise seien das. Die allerdings auf etwas wackligen Füssen stehen. Rote Haare und Sommersprossen? Das ist in Grossbritannien weiss Gott nichts Seltenes. Und Rothaarige gab es sowohl bei den Windsors als auch in Dianas Familie - ihr Bruder Charles Spencer hat rotes Haar - immer wieder. Bis jetzt schweigen die Royals vornehm. Trotzdem: Für einen Fünfzehnjährigen müssen die Behauptungen eine Qual sein. Denn mit Bestimmtheit wird Harry deswegen von seinen Mitschülern im Elite-Internat Eton gehänselt und gefoppt. Zeitungen und Femsehen gibt's überall, und Kinder können grausam sein.
Anspielungen und Beleidigungen, davor können
ihn weder Lehrer noch Schulvorsteher schützen. Nur im Internet übt
die Direktion Zensur:
«Klatsch über Harry und William
ist auf der Website nicht zu finden.»
Zu wem er gehört, demonstrierte Harry
jedoch kürzlich bei einer Teeparty in Eton eindrücklich: Den
ganzen Tag wich er nicht von Charles Seite, und als ihre Favoriten einen
Polomatch gewannen, fielen sich Vater und Sohn freudestrahlend in die Arme.
EIN EINGESCHWORENES TEAM. Die Prinzen William und Harry (r.) haben zwar verschiedene Charaktere. Aber sie halten wie Pech und Schwefel zusammen. |
«Harry liebt seinen Daddy
abgöttisch»
Auch Bruder William, 17, ebenfalls Eton-Schüler, sorgt dafür, dass seinem jüngeren Bruder nichts Böses geschieht. «Pass auf Harry auf», hatte ihm Diana stets eingeschärft. Klar, dass die beiden Brüder sich in ihren Zimmern, die Studierbude und Schlafraum in einem sind, gegenseitig besuchen. Eton gilt, anders als Gordonstoun, wo einst Vater Charles und Grossvater Prinz Philip gedrillt wurden, als weltoffenes College. Doch auch hier herrscht Ordnung und Disziplin. Genau wie alle anderen Mitschüler tragen Willie und Harry die berühmte Schuluniform: schwarzer Frack mit Weste, gestreifte Hose, Eckenkragen und Fliege.
Geweckt werden die Schüler um sieben Uhr, das Bett machen alle, auch die beiden Prinzen, selbst. Morgenessen gibt's punkt acht Uhr. Anschliessend folgt in der College-Kapelle ein zwanzigminütiges stilles Gebet.
Um neun beginnt der Unterricht: Mathematik, Chemie, Physik, Biologie, Latein und englische Literatur. Mittagessen, und am Nachmittag heisst's nochmals zwei Stunden pauken.
Dann, um 17 Uhr, Schulsport, das Lieblingsfach von Willie und Harry: Rugby, Fussball, Rüdem, Schwimmen. Nach dem Nachtessen dürfen die Jungs lesen, femsehen oder Billard spielen.
Ein fast normales Leben. Denn selbstverständlich haben die Nummer zwei und die Nummer drei der englischen Thronfolge ständig einen Leibwächter in der Nähe. Zudem tragen sie am Handgelenk ein Armband mit eingebautem Mikrochip. Polizeibeamte im benachbarten Ascot können so am Bildschirm jede Bewegung der Prinzen überwachen.
Manchmal freilich gelingt es Harry, dem Schelm, seinem Bodyguard für einen Moment zu entwischen. Erst kürzlich suchte ihn sein Leibwächter verzweifelt. Er fand ihn schliesslich auf der Landstrasse. Die Ärmel zurückgekrempelt, half er einem Autofahrer, seinen Pannenwagen anzuschieben. Seine Rechtfertigung: «Sorry. Aber der Mann brauchte mich.» .